Fleisch gehört zu den vielen Dingen, zu denen unser heutiges westliches Weltbild eine Beziehung aufgebaut hat, über die wir nunmehr zu stolpern beginnen. Ursprünglich galt es als etwas seltenes, kostbares, sein Verzehr war ein Statussymbol – wer mehr Fleisch verzehrte, war reich, denn Fleisch war teuer.
Je mehr reiche ein Staat hat, desto mehr Fleisch wird dort verzehrt, wodurch sich eine einfache Korrelation zwischen Wohlstand und Fleischkonsum ergibt.
Und hier kommt die Falle: Dieser Zusammenhang wurde dann nämlich verallgemeinert. Die Menge an verzehrtem tierischen Eiweiss wurde zu einem der wichtigsten Indikatoren für den Wohlstand eines Staates und das wurde dann fatalerweise auf die Entwicklungsländer angewendet – Entwicklungshilfe bedeutete plötzlich auch, den Fleischkonsum eines Landes zu heben – also taten unsere Entwicklungshilfeprogramme genau dies.
Die Folge heute: Wir haben Fleischverzehr erfolgreich zum weltweiten Normalfall gemacht und die Entwicklungsländer blieben arm, weil sie im Rahmen der Viehzucht ihr dafür oft nicht geeignetes land bis auf dne letzten Grashalm ausquetschten.
Jetzt, wo wir gemerkt haben, dass massenhafter Fleischkonsum vielleicht doch keine so gute Idee ist, wird das zum Problem: Alle paar Monate fällt uns ein, dass Fleischkonsum schlecht ist, aber uns wurde so lange eingeredet, dass Fleisch gut und gesund ist und eine absolute Notwendigkeit in einer entwickelten Gesellschaft, dass wir aus diesem denken nicht rauskommen.
Wie oft hört man, dass zu einer Mahlzeit Fleisch gehören, sonst könne man doch gar nicht satt werden. Und so wird das mit der Reduktion des Fleischkonsums nichts, weil viele Menschen das noch nicht einmal denken können, geschweige denn umsetzen.
Mit Deinem Fazit hast Du vollkommen Recht! Das wird noch Ewigkeiten brauchen, bis in den Industrieländern evtl. mal eine vernünftige Entwicklung stattfindet. Ich würde sogar sagen, dass gerade die Industrie hier ihre Gegenmaßnahmen in der Schublade hat. ;)
Und doch gibt es Hoffnung: Ich selbst war vor nicht allzu langer Zeit in diesem Denkmuster gefangen. Hunger? -> Fleisch!!! Nun bin ich nicht zum Vegetarier geworden, habe aber meinen Fleischkonsum immens gedrosselt (daher erzähle ich jetzt auch nichts von der Geflügelbratwurst von heute Mittag!). Und auch bei Freunden beobachte ich zunehmend, dass Fleisch nicht mehr den besten Ruf hat – zumal zuviel, wie in jedem Fall, nicht gerade gesundheitsfördernd ist.
Naja, aber es ist ja gebetsmühlenartig in unsere Köpfe gehämmert worden: Unser täglich Fleisch gib uns heute!
Über den gleichen Weg hat, meiner Meinung nach, auch der Neoliberalismus seinen Weg in alle unsere Gesellschaftbereiche gefunden. Erst wird medial (und universitär) alles eingenommen und dann: Spread the word! Immer und immer wieder – denn irgendwann wird nicht mehr hinterfragt.
Huch, der Letzte kam jetzt aber spontan… ;) Entschuldige den Themenwechsel. :)